3 Schreiben

3.1 Ganz kurz:

  • Schreibe drei Artikel und versuche sie in peer-reviewed Journals zu veröffentlichen.
  • zwei Artikel als Erst-Autor und ein Artikel als nicht-Erst-Autor oder drei Artikel als Erst-Autor.
  • Schreibe eine Klammer, also ein Einführungs- und Schlusskapitel.
  • Füge die drei Zitationen für Deine Artikel mit der Klammer zusammen – Fertig!

Schaffst Du es nicht die Artikel zu veröffentlichen, kannst Du sie, wie sie sind, mit der Klammer zusammenfügen und dieses Werk als Monographie abgeben. (Erkundige Dich vorher ob Dein Betreuer mit diesem Vorgehen einverstanden ist!)

Du kannst natürlich auch direkt eine Monographie anstreben. In diesem Fall ist das Vorgehen ähnlich, aber Du brauchst nicht zwingend die Publikationen. Ich würde davon allerdings eher abraten, zumindest wenn Du im Fach Psychologie promovierst. Warum erfährst Du in der Langversion.

Bevor wir zu dieser kommen, noch ein Hinweis fürs Schreiben: überlege Dir, welches Textverarbeitungsprogramm Du nutzen willst. Ich würde auf jeden Fall Latex empfehlen für eine Dissertation. Es nimmt Dir viel Arbeit ab (z. B. automatisches Quellenverzeichnis nach APA) und sieht einfach viel besser aus. Für den Druck bist Du mit Latex zudem viel flexibler und kannst schnell das Format ändern.

3.2 Überhaupt nicht kurz:

Dein Ziel ist es entweder drei Artikel in peer-reviewed Journals zu veröffentlichen (publikationsbasierte Promotion) oder eine Monographie (also ein Buch) abzugeben. Für beides gibt es offensichtlich Vor- und Nachteile.

3.2.1 Bitte keine Monographie

Vorab: Ja, es ist schwierig publikationsbasiert zu promovieren, da dieser Prozess schwer zu kontrollieren ist. Je nach Fach, Thema und Anspruch (Qualität der Journals) kann es Jahre dauern bis ein Artikel publiziert ist. Mein allgemeiner Vorschlag ist publikationsbasiert zu starten. Wenn es klappt, gut, wenn nicht, dann lässt sich auch aus mehreren Artikeln eine Monographie machen. Und das viel einfacher als wenn man direkt mit einer Monographie startet und daraus Artikel machen will.

Meine persönliche Empfehlung ist also: Schreibe drei Artikel. Das hat fast nur Vorteile, selbst wenn Du später keine Laufbahn in der Wissenschaft einschlagen möchtest. Der größte Vorteil ist, dass Du zu separaten Artikeln viel besseres Feedback bekommst als zu einem großen Werk. Artikel reichst Du bei Zeitschriften ein und bekommst (kostenlos) teilweise sehr hilfreiches Feedback von Reviewern. An den Reviews wirst Du merken, wie weit Du tatsächlich bist, wo Du noch nachsteuern musst und was schon gut genug ist. Außerdem sind die Reviews unabhängig von Deinem Betreuer. Seid Ihr bei gewissen Aspekten nicht einer Meinung, kannst Du Dich im Zweifel auch auf die Reviews stützen. Ist ein Artikel veröffentlicht, dann kann Dein Betreuer viel weniger Kritik daran äußern. Schreibst Du hingegen eine Monographie, weißt Du oft bis zum Schluss nicht, wo Du eigentlich stehst. Ein weiterer Vorteil bei Einreichungen ist, dass sich durch die Reviews oft auch die Sprache verbessert und andere kleinere Probleme (Zitationsfehler) aufgedeckt werden. Manchmal geht auch ein Paper ins Lektorat bevor es eingereicht oder veröffentlicht wird – umso besser für Dich, denn das ist alles Arbeit, die Du früher oder später sowieso machen müsstest. Du kannst auch meistens damit rechnen, dass Dein Betreuer viel lieber drei Artikel in größeren Abständen von Dir liest und gutes Feedback gibt, als ein großes Werk, was er unmöglich in kurzer Zeit lesen kann.

Üblicherweise wirst Du es nicht schaffen alle drei Artikel in kurzer Zeit zu publizieren, was aber nicht schlimm ist. Du kannst die drei Artikel zusammenfügen, eine Klammer schreiben und dieses Werk als Monographie abgeben. Du solltest dies natürlich vorher mit Deinem Betreuer absprechen. Dieser wird aber fast immer an Publikationen interessierst sein und somit wenig dagegen haben, selbst wenn am Ende nur ein Artikel publiziert wird oder vielleicht auch (noch) keiner. Es ist auch sehr schwierig andersherum vorzugehen, also aus einer Monographie einzelne Artikel zu machen. Die Doktoranden haben daran auch kein großes Interesse, wenn sie fertig sind und eventuell nicht in der Wissenschaft bleiben wollen. Kurz gesagt: (noch) nicht-publizierte Artikel sind für einen Betreuer viel mehr Wert als eine nicht peer-gereviewte “publizierte” Monographie. Dafür wirst Du schon im Gegenzug eine Exit-Strategie heraushandeln können. Kein Mensch wird Dich zwingen Jahre zu warten bis Du alles publiziert hast und jeder Betreuer weiß auch wie lange es dauern kann bis etwas publiziert ist, insbesondere wenn es keine 0815-Forschung ist.

Übrigens musst Du nur bei zwei Artikeln Erst-Autor sein, aber im Normalfall wirst Du sowieso alles selbst schreiben. Manchmal ergibt sich aber auch eine sinnvolle Kooperation und man kann ein bisschen abkürzen.

3.2.2 Klammer

Gehst Du den Weg der Artikel brauchst Du am Ende auch eine Klammer. Das heißt, ein einführendes Kapitel sowie ein Schlusskapitel. Das ist eine ziemlich unangenehme Angelegenheit. Denn man denkt, dass man fertig ist und plötzlich verlangen sie von einem nochmals einen kreativen Akt. Ist aber nur halb so wild. Schau Dir einfach ein paar fertige Promotionen an, dann bekommst Du eine Idee davon, was andere denken, was in eine Klammer gehört.

3.2.3 Bekomme ich eine schlechtere Note mit einer Monographie?

Generell nein. Die Note hängt nicht davon ab, ob Du eine Monographie schreibst oder publikationsbasiert promovierst (weder formal noch subjektiv). Ich kenne nur die Noten von zwei Promotionen, beide waren eine Monographie und in beiden wurde eine Summa Cum Laude vergeben. Es sollte selten passieren, dass Gutachter so oberflächlich sind, dass sie nicht den Inhalt bewerten. Wenn Du etwas wirklich Gutes geschrieben hast, brauchst Du Dir keine Sorgen zu machen. Andererseits ist die Wahrscheinlichkeit natürlich viel höher, dass Du etwas Gutes schreibst, wenn Du viel Feedback bekommst, also Paper bei Journals einreichst und sie dann überarbeitest.